Migräne – Fragen nach ihrem Ursprung
Erstellt von r.ehlers am Donnerstag 13. März 2014
In der Medizin herrscht Einigkeit darüber, dass die Migräne eine Erscheinung ist, die sich von anderen mit Schmerzen verbundenen Störungen gut unterscheiden lässt. Ich rede von der Migräne erst einmal als einem Phänomen, weil ich zunächst klarstellen will, dass die Migräne eine wirkliche Krankheit ist. Die Schmerzsymptome sind nämlich nicht die Krankheit selbst, wie es auch schon behauptet worden ist, s. http://www.essenspausen.com/schmerz-ist-keine-krankheit-und-kennt-kein-heilmittel/.
Rot: größte Häufigkeit; Deutschland: 8 Millionen Betroffene!
Migräne ist eine Krankheit, deren Ablauf am Hinterkopf mit einer starken Reizung der dortigen sog. Okzipitalnerven beginnt. Dies erzeugt eine in der Magnetresonanzröhre sichtbare erhebliche Anschwellung des Hirnstamms. Ich werde nachfolgend noch einmal daran erinnern, dass dort entlang der Naht, die die beiden Gehirnhälften verbindet, in Reihe die sog. Raphe-Kerne angeordnet sind. Das sind die Drüsen, die den für die Harmonie im Gehirngeschehen wichtigsten Botenstoff erzeugen: das „Wohlfühlhormon“ Serotonin.
Nach dem Anschwellen des ganzen Hirnstamms erfolgen von dort aus schwere chemoelektrische Schläge in die eine oder die andere Gehirnhälfte, die die außerhalb der Gehirnmasse verlaufenden Hirnarterien schmerzhaft anschwellen lassen. In ihre Umgebung sondern die Arterien Flüssigkeit aus und sorgen dafür, dass das ganze betroffene Gewebe schmerzhaft anschwillt. Kaum eine Folter kann schlimmer sein.
Wäre wirklich der Schmerz die Krankheit – eigentlich ein absurder Gedanke! – wäre es sogar richtig, einfach Schmerzmittel zu schlucken, die ihn betäuben. Die Erforschung von Krankheiten ist aber nicht die Ermittlung ihrer störenden Wirkungen, der Symptome. Die Suche nach den Entstehungsgründen einer Krankheit, die Ätiologie, ist in der medizinischen Wissenschaft und Lehre aber gar nicht beliebt. Der Grund dafür ist, dass wir bei sehr vielen Krankheiten noch im Dunkeln tappen. Bezogen auf die Migräne heißt das, dass wir einfach nicht wissen, warum die Okzipitalnerven am Hinterkopf so gereizt werden, dass ein Migräneanfall ausgelöst wird. Das heißt indessen nicht, dass wir den Gründen dafür nicht irgendwann einmal doch auf die Schliche kommen.
Solange wir nicht wissen, welche Fehler den Automatismus des Migräneanfalls in Gang setzen, kennen wir die Krankheit Migräne nicht richtig, sondern nur die Phasen ihres weiteren Ablaufs bis hin zu den unerträglichen Schmerzen. Was immer die Medizin tut, ist ein Kurieren an den Symptomen der Krankheit. Wie schön wäre es, wenn mal bekannt würde, dass nur ein bestimmter Stoff fehlte, etwa wie das Vitamin C beim Skorbut. Aber auch da hat es hunderte von Jahren gebraucht, bis der Sündenbock ermittelt wurde.
In der Zeit bis zur Hebung des Schleiers, der den Grund für die Entstehung der Migräneanfälle noch umgibt, sind indessen nicht alle symptomatischen Bemühungen über einen Kamm zu scheren. Je später man den Hebel ansetzt beim Krankheitsgeschehen, desto geringer sind die Chancen, dem Entstehungsgrund näher zu kommen. Daher ist die Einnahme von Schmerzmitteln, so unverzichtbar sie auch ist, um überhaupt die schweren Attacken aushalten zu können, kein Weg, der zu den Ursprüngen der Krankheit führt.
Anders ist das hingegen bei den klugen Wegen, die man in einer Reihe von Schmerzkliniken gefunden hat. Professor Dr. Hartmut Göbel aus Kiel setzt mit beachtlichem Erfolg auf die ONS-Operation. Dabei wird subkutan ein kleiner Taktgeber eingesetzt, der in regelmäßigen Abständen einen schwachen Stromstoß auf die von den Okzipitalnerven bedienten Muskelgruppen am Hinterkopf ausübt. Ähnlich wirkt die Methode von Dr. Gerhard Müller-Schwefe aus Göppingen, der an rd. 30 Stellen am Hinterkopf kleine Gaben des Nervengifts Botox spritzt. Auch das wirkt der Entstehung von Migräneattacken entgegen, hält aber natürlich nicht auf Dauer an.
Alle Fachleute wissen zudem um den großen Wert der Herstellung allgemeiner Entspannung zur Verringerung der Migräneanfälle. Stichworte sind mentales Training, autogenes Training, Qui Gong, Yoga, Atemübungen, Achtsamkeit, Entschleunigung und Stressbekämpfung.
Dagegen ist aus moderner Sicht die Verschreibung von Triptanen, also Medikamenten, die für einen stärkeren Aufbau des Gewebshormons Serotonin sorgen, nicht verantwortbar. Als Gewebshormon hat Serotonin nämlich eine gefäßverengende (adstringierende) Wirkung. Die Triptane, die früher als das Mittel der Wahl bei Migräne galten, werden heute von Professor Dr. Göbel offen für die Entstehung von Schlaganfällen verantwortlich gemacht. Wohl dem Patienten, der nicht jederzeit auf jeden medizinischen Zug aufspringt!
Ich komme nunmehr wie eingangs angekündigt noch einmal zurück auf die Herstellung von Serotonin in den Raphe-Kernen des Hirnstamms. Wohlgemerkt geht es mir dabei absolut nicht um die Verfügung über das Gewebshormon Serotonin, sondern ausschließlich um den von ihm völlig getrennt im Gehirn aufgebauten und benutzten Botenstoff Serotonin.
Die blinde Mehrung des Gewebshormons Serotonin im Körper ist in der Tat lebensgefährlich. Bekannt geworden ist diese Gefahr besonders durch das angebliche Abnehmmittel Reductil und seinen Wirkstoff Sibutramin. Bekanntlich findet sich Serotonin im Körper außer im Verdauungstrakt und den roten Blutkörperchen besonders in den Alveolen der Lunge. Dort hat die unkontrollierte Nutzung von Reductil in vielen Ländern zu Dutzenden von Todesfällen geführt!
Sucht man nach den Gründen für die Entstehung der Migräne, kommt man aber unter keinen Umständen daran vorbei, dass das entzündliche Anschwellen des ganzen Hirnstamms den Aufbau des für die gefühlsmäßige Ausgeglichenheit des Menschen unverzichtbaren Stresskontrollhormons Serotonin zweifellos beeinträchtigt. Es ist schon gut möglich, dass Reize aus dem Verdauungstrakt, die eine Aktivierung der Esskontrolle verlangen, gar nicht das Stammhirn bis in den für das Empfängnis dieser Reize zuständigen Hypothalamus erreichen, was die Produktion von Serotonin stören würde. Es frag t sich aber auch, wie die Abläufe beim Migräneanfall wirklich sind. Fängt alles an mit der – in der Herkunft völlig ungeklärten – Reizung der Okzipitalnerven? Oder steht am Beginn der Vorgänge die Störung der Serotoninproduktion in den Raphe-Kernen, die den Hirnstamm anschwellen lässt und die Okzipitalnerven irritiert. Oder gehen diese Wirkungen hin und her, sodass man kaum feststellen kann, wo genau alles angefangen hat?!
Das Wissen, dass Übungen zur Stresskontrolle die Häufigkeit von Migräneanfällen verringern, spricht auch dafür, dass die nicht ausreichende Versorgung mit dem Transmitter Serotonin zum eigentlichen Entstehungsgrund der Migräne gehört. Schließlich ist Serotonin der einzige Steuerstoff im menschlichen Gehirn, der die bekannte schreckliche Stresskaskade herunter fahren kann, für deren Entstehung stressmachende Hormone und Botenstoffe wie Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol, CDH und Testosteron sorgen.
Vor ein paar Jahren hielt ich einmal vor einer Selbsthilfegruppe im Schmerzzentrum Berlin einen Vortrag über die stresslösende Wirkung des Verzehrs nativer Kost (über den körpereigenen Serotoninaufbau). Im Publikum saßen einige Zuhörer, die deutliche Verbesserungen ihrer Leiden durch native Kost erfahren hatten. Ich berichtete, wie ich mir den Weg des Aufbaus des Botenstoffes vorstellte und referierte auch über eine ganze Reihe von Fällen, in denen auf Anhieb eine deutliche Verringerung der Migräneanfälle festzustellen war, wenn nicht sogar vom ersten Tag der Umstellung auf den einen Löffel nativer Kost (Aminas Vitalkost) für alle Zukunft das Leiden gebannt war. Einer der Ärzte des Schmerzzentrums kam dazu und erklärte, dass ich da einen interessanten Ansatz verfolge. Jetzt müsste ich aber Studien erstellen lassen, die das alles bewiesen.
Wie toll! Die ganze Medizin tappt von Beginn aller Zeiten an bei der schrecklichen Krankheit Migräne im Dunkeln. Aber einem plausiblen Ansatz, der möglicherweise den Grund der Erkrankung erhellt, geht man nicht nach und bekämpft weiter den Schmerz als wäre er die Krankheit persönlich!
Ein weiterer Grund, der wenig Zweifel daran lässt, dass die Migräne in der Entstehung eine Serotoninmangelerkrankung ist, ist die häufige Begleitung der Migräne durch die Depression. Hierfür nennen die Schmerzmediziner regelmäßig die sozialen Folgen der Migräne als Ursache. Sie befassen sich nicht mit den Erkenntnissen der Endokrinologie, die die Ursache der Depression gerade in der Fehlversorgung mit dem Botenstoff Serotonin sieht. Es ist daher aller Vorausicht nach ein und derselbe Grund, der sowohl die Migräne wie auch die Depression verursacht: die Fehlversorgung des Menschen mit dem Botenstoff Serotonin!
Diese Annahme wird wesentlich gestützt durch die persönliche Erfahrung einer ganzen Reihe von Migränepatienten, die berichten, dass sie nach ausdauernder körperlicher Betätigung deutlich weniger von Migräneanfällen gequält werden. Auch diese Erkenntnis, dass der körpereigene Aufbau des Botenstoffes Serotoninin in seiner Funktion als Belastungs- und Stresskontollhormons durch intensive langdaurende körperliche Belastung angestoßen wird, war der Medizin nicht geläufig, bevor ich in Fachbeiträgen und in meinem Buch „Wohlfühlhormon Serotonin“, Via Nova , 2012, darüber berichtete. Wer immer sich zum bekannten Phänomen des sog. Runners High äußerte, lehrte, dass die Belastung die opioiden Endorphine locke. Dass von allen in Frage kommenden natürlich euphorisierenden Stoffen nur Serotonin eine lange Halbwertzeit von 21 Stunden hat und daher kein anderer Stoff die viele Stunden und sogar bis zu 2 Tagen anhaltenden Glücksgefühle der Ausdauersportler erklären kann, wurde nicht bedacht. Endorphine „leben“ und wirken nur maximal eine halbe Stunde.